Wordbee: Die fleissige Wortbiene summt sich beliebt

von Helena Stamatovic

Webbasierte Übersetzungsverwaltungssysteme und CAT-Tools erobern zunehmend den Markt – dies obwohl beim Grossteil der Unternehmen nach wie vor eine gewisse Skepsis herrscht, insbesondere in puncto Funktionalität und Datensicherheit. Dennoch: Der Trend hin zu kollaborativen Komplettlösungen schreitet unaufhaltsam voran. Immer mehr Unternehmen wagen deshalb den Schritt in die Cloud – auch in der Schweiz. Hohe Flexibilität, schnelle Skalierbarkeit und reduzierte Kosten definieren effiziente Cloud-Systeme, die dadurch herkömmliche Serverlösungen klar übertrumpfen.

Einer der fleissigsten auf diesem Gebiet scheint hierzulande der Softwarehersteller Wordbee zu sein. Grund genug, diesen emsigen Eroberer zu testen. Lesen Sie hier unser Fazit.

Integralsystem par excellence

Schon beim ersten Login war klar: Wordbee ist kein System, das sich nur auf einige wenige Prozessphasen konzentriert. Die verfügbaren Funktionen berücksichtigen jeden noch so kleinen und scheinbar unbedeutenden Schritt der gesamten Produktionskette, von der Auftragsvergabe über die Auftragsverwaltung und -erledigung bis hin zum Auftragsabschluss samt Rechnungsstellung, Qualitätsbewertung und detaillierten Statistiken – alles natürlich komplett personalisierbar.

Angesichts dieser breiten Funktionsvielfalt ist eine Systemeinführung ratsam. Es empfiehlt sich, die jeweiligen Rollen und Berechtigungen im Vorfeld klar zu definieren – beim Softwarehersteller ein Standardschritt, bei dem auf dessen Begleitung gezählt werden kann. Die Benutzeroberfläche haben wir grösstenteils als intuitiv erlebt, dennoch ist eine umfassende Systemdemonstration in jedem Fall dienlich: Nur so erfährt der Kunde, wie weit die verfügbaren Funktionen und der Automatisierungsgrad reichen.

Ain’t no process tricky enough

Im Vergleich zu anderen Systemen sehen wir in Wordbees Funktionsvielfalt einen entscheidenden Vorteil, denn das System ist in der Lage, jeden noch so komplexen Ablauf im Backend abzubilden. In anderen Worten: Nicht die Unternehmensprozesse werden (wie so oft im diesem Bereich) der Software angepasst, sondern umgekehrt.

Zu erwähnen ist auch die Beebox, eine Komponente von Wordbee, die Integrationen à la carte ermöglicht: Mit ready-to-use Konnektoren für über 40 CMS, DMS und ECM (darunter WordPress, SiteCore, censhare, aber auch Microsoft SharePoint, OneDrive u. a.), platziert sich Wordbee in der oberen Liga der Integralsysteme im Sprachdienstleistungsbereich. Davon profitieren im Übrigen auch freiberufliche Übersetzer (siehe Versionsvergleich).

Der Editor: Freude oder Frust?

Auf das Testing des Editors* waren wir besonders gespannt, denn die meisten Online-Tools können nur bedingt mit der Funktionsvielfalt und Flexibilität der gängigen Desktopsysteme mithalten.

Der Editor präsentiert sich erfrischend luftig und dynamisch und verteilt sich über die gesamte Bildschirmgrösse. Vom Farb- und Anzeigedesign über die Verteilung der unterschiedlichen Arbeitsfenster bis hin zu TM-Tuning, Zeichenlimitierung, Tastenkombinationen u. ä. können hier verschiedene Einstellungen vorgenommen werden. Zwar ist die Anzeige der erkannten Matchwerte und Termini gewöhnungsbedürftig, doch in Sachen Produktivität steht der Editor den gängigen Übersetzungsumgebungen in nichts nach.

Ein besonders praktisches Feature ist die terminus-, phrasen- und segmentbasierte automatische Vervollständigungsfunktion, die den Übersetzer während des Schreibens aktiv unterstützt. Chat und Kommentare in Echtzeit sind ebenso vorhanden wie die Möglichkeit, Online-Datenbanken wie IATE, Reverso und einiger MÜ-Anbieter einzubinden.

Unser Fazit: Mit dem neuen Editor lässt sich mit ein bisschen Übung bestimmt gut und schnell arbeiten.

* Beim Testen haben wir uns auf die neue Version des Editors konzentriert.

Die Krux der Kompatibilität

Während auch Wordbee xliff-Dateien unterstützt, ist der Austausch von sprachtechnologischen Daten wie Translation Memories und Terminologiedatenbanken trotz diverser Importmöglichkeiten und Dateiformate noch etwas holprig. So liess sich zwar unsere tmx-Datei mit wenigen Klicks importieren, jedoch gingen sämtliche Metadaten, die nicht dem tmx-Standard entsprechen und dennoch in vielen gängigen Tools verwendet werden, komplett verloren. Nach Aussage des Softwareherstellers lässt sich dieses Problem schnell lösen. Um auch umfangreichere Datenmigrationen inklusive Metadaten durchzuführen, müssen die zu importierenden Daten vorgängig in Zusammenarbeit mit Wordbee entsprechend präpariert werden. Für uns ein kleines, aber verschmerzbares Manko.

Auch in terminologischer Hinsicht gibts Punktabzug: Eine vereinfachte Form von präskriptivem Terminologiemanagement lässt sich mit benutzerdefinierten Feldern und «Verwendungslabels» organisieren, doch die klassische begriffsorientierte Terminologiearbeit ist mit der gegenwärtigen Struktur der Datenbank nicht möglich. Lesen Sie dazu unser Update vom November 2019.

Mankos:

  • Keine hundertprozentige Kompatibilität von sprachtechnologischen Daten aus anderen Systemen.
  • Terminologische Datenstruktur lässt begriffsorientierte Terminologiearbeit nicht zu (Update November 2019).
  • Editor: Rechtsschreibprüfung vom Browser abhängig (Wordbee selbst verwendet Hunspell).
  • Editor: Fenster für die Suche von eingebundenen Online-Datenbanken wie z. B. IATE nicht im Hauptfenster anpinnbar.
  • Benutzeroberfläche in den verfügbaren Sprachen – u. a. auch Deutsch, Französisch und Italienisch – noch nicht vollständig übersetzt (im Rahmen der kontinuierlichen Systemerweiterung wird jedoch stets an der Lokalisierung gearbeitet).

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