MÜ: So gelingt die reibungslose Implementierung

von Helena Stamatovic

Sie haben alle Artikel unserer MÜ-Reihe gelesen? Dann wissen Sie jetzt beispielweise, was der Unterschied zwischen zweckmässiger und professioneller MÜ oder zwischen Pre-Editing und Post-Editing ist. Ihnen ist ausserdem klar, dass MÜ den humanen Übersetzer nicht ersetzt und dass der Einsatz von MÜ einer eingehenden Evaluations- und Vorbereitungsphase bedarf. Deshalb sind ein systematisches Vorgehen und eine genaue Prozessanalyse unverzichtbar. Wie aber soll dabei vorgegangen werden? Wir haben für Sie eine kleine, universelle Checkliste mit einer Reihe von Anregungen zusammengestellt, die Ihnen den Start erleichtern und individuell ergänzt werden kann.

Haben Sie weitere Fragen zum Thema oder wünschen Sie eine individuelle Beratung? Oder wollen Sie nur sichergehen, dass Sie nichts vergessen haben? Vereinbaren Sie jetzt ein erstes kostenloses und unverbindliches Beratungsgespräch oder rufen Sie uns einfach an: +41 44 520 15 19.

1. Allgemeine Anforderungen

  • Welche allgemeinen Qualitäts- und Servicestandards müssen erfüllt sein?
  • Welche sicherheitsrelevanten Eigenschaften soll das MÜ-System aufweisen?
  • Müssen Abteilungs- oder Fachverantwortliche hinzugezogen werden?

2. Bestehende Daten und Systeme

  • Welche Sprach-, Übersetzungs-, Auftragsverwaltungsprogramme und Plug-ins werden eingesetzt?
  • Mit welchen dieser Programme und Plug-ins soll das MÜ-System interagieren können?
  • Kann das MÜ-System mit bestehenden sprachtechnologischen Daten (Translation Memories, Terminologie) gefüttert werden?
  • Wenn ja, handelt es sich um qualitativ hochwertige («saubere») Daten?

3. Interne und externe Übersetzungsprozesse

  • In welche Phase(n) des Übersetzungsprozesses soll MÜ integriert werden?
  • Kommt MÜ für alle oder nur für einzelne Übersetzungsaufträge zum Tragen?
  • Erfordert der Einsatz von MÜ weitere bzw. neue Prozessschritte und Aufgabenprofile, z. B. Pre- und/oder Post-Editing?
  • Wie wird mit der Qualität von Ausgangstexten verfahren und wer ist dafür verantwortlich?

4. Interne und externe Stakeholder

  • Auf welche Stakeholder hat der Einsatz von MÜ relevante Auswirkungen?
  • Wer soll MÜ einsetzen und wer nicht? (z. B. nur unternehmensinterne Sprachverantwortliche oder aber auch externe Agenturen und Freelancer)
  • Ist eine Instruktion einiger Stakeholder notwendig?

5. Fachbereiche und Sprachpaare

  • Für welche Fachbereiche und Sprachpaare soll MÜ eingesetzt werden?
  • Gibt es Fachbereiche bzw. Textsorten und Sprachpaare, für die sich MÜ nur bedingt oder gar nicht eignet?

6. Qualitätskontrolle und -sicherung

  • Anhand welcher Parameter soll die Qualität der maschinell erzeugten Texte gemessen werden?
  • Gibt es unterschiedliche Qualitätsziele, z. B. pro Fachbereich und Sprachpaar?
  • Welche Qualitätssicherungsmassnahmen gilt es zu definieren, damit Lücken erkannt und behoben werden können?

7. Leistungs- und Lernfähigkeit

  • Wie leistungsfähig soll das einzusetzende MÜ-System sein?
  • Inwiefern soll es «trainierbar» sein?
  • Wie soll die Lernfähigkeit des MÜ-Systems gemessen werden?
  • Wer ist dafür verantwortlich?

8. Preisstrukturen

  • Wie teuer sollen maschinell erzeugte Texte sein, z. B. in Kombination mit Pre- und/oder Post-Editing-Aufgaben?
  • Wie werden Einsparungen im Zusammenhang mit Mengenrabatten, Translation Memories u. a. kalkuliert bzw. an den Auftraggeber weitergegeben?
  • Wie sieht die Vergütung von externen Sprachlieferanten aus?

9. Kosten-Nutzen-Verhältnis

  • In welchem Verhältnis stehen die Anschaffungs- und Unterhaltskosten des eingesetzten MÜ-Systems zu den geplanten Einsparungen?
  • Wie werden Einsparungen durch den MÜ-Einsatz gemessen?
  • Wird die Kostenstruktur laufend angepasst? (z. B. je mehr die Maschine lernt, desto günstiger werden maschinell übersetzte Texte)

10. Rechtliche Aspekte

  • Wie werden die Stakeholder und insbesondere die Auftraggeber informiert?
  • Müssen Datenschutz- und Geheimhaltungsvereinbarungen angepasst werden?
  • Ist eine Aktualisierung der Vereinbarungen mit externen Sprachlieferanten nötig?

Und zum Schluss: unsere Empfehlung

Sie haben alle Fragen der Checkliste hinreichend beantwortet? Dann planen Sie eine Testphase über eine genügend lange Zeit ein, z. B. nur für einen Fachbereich und ein Sprachpaar. Ganz wichtig: Haben Sie den Mut, mehrere MÜ-Systeme zu testen und Nein zu sagen, wenn Sie sehen, dass MÜ in Ihrem Fall nicht zum gewünschten Erfolg führt.

Übersetzen ist und bleibt eine hohe Kunst, die ohne humanes Zutun zur trivialen Schablone degradiert. Deshalb ist MÜ vielmehr Hilfsmittel als Must-have. Auch wenn der Einsatz von MÜ von grossem Nutzen sein kann, so ist sie eines bestimmt nicht: eine Pauschallösung.


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